Schwarz ist die Nacht nie
Wenn nur noch bliebe, die Natur zu archivieren
Ein Gespräch zwischen Gabriela Oberkofler und Werner Meyer
Werner Meyer: Das Zentrum der Ausstellung Schwarz ist die Nacht nie in der Kunsthalle Göppingen ist die Installation Weihnachtsbaumarchiv, (vgl. S. 8 – 10, 14, 17) ein partizipatorisches Bild, das von dem alljährlichen Schicksal der Weihnachtsbäume handelt. Circa 60 Bäume, alle in Zimmergröße geschnitten, stehen dicht gedrängt in einem Holzgestell. Meist handelt es sich um die handelsüblichen Nordtannen, auch andere Tannenbäume sind darunter. Vereinzelt finden sich noch Spuren von dem Schmuck, mit dem die Weihnachtsbäume glanzvoll das Zentrum der familiären Feierlichkeiten und Rituale um Jesu Geburt bildeten. Jetzt sind sie anonym, verlieren ihre Nadeln und lassen ihre Vergänglichkeit spüren. In dieser Anordnung wird deutlich, dass diese Bäume, die noch vor kurzem mit so viel Liebe, Sorgfalt und Feierlichkeit ausgewählt waren, für eines der wichtigsten Feste der Christenheit das symbolische Zentrum zu sein, ausgedient haben. Andererseits sind diese wenigen exemplarischen Tannenbäume vorläufig „gerettet“ vor der üblichen sang- und klanglosen Entsorgung und haben die Chance, ihr Leben und ihre eigentlich besondere Geschichte anders zu beenden.
Gabriela Oberkofler: Ja, ich habe sie „gerettet“ vor der Bedeutungslosigkeit, auch wenn ich den Prozess des Naturverbrauchs nicht rückgängig machen kann. Dieses melancholische Bild der manchmal riesigen Haufen ausgedienter Weihnachtsbäume, das sich mir jedes Jahr nach dem 6. Januar, nach Epiphanias, dem Fest der Ankunft der drei Weisen aus dem Morgenland, zeigt, ist ausschlaggebend für meine Installation. Die entsorgten Weihnachtsbäume, die an diesen kalten, grauen Wintertagen am Straßenrand landen, denen man schon von Weitem ansieht, dass sie ihre Glanzzeit hinter sich haben, wurden von mir mit einem Lastwagen abgeholt und in der Kunsthalle Göppingen wieder aufgestellt. Dank des Holzgerüstes, das mir als Fassung dient, wurden die Bäume wieder zu einem Wald, eigentlich zu einem Bild, das an die geordnete und effiziente landwirtschaftliche Aufforstung erinnert, dieses Warten der Bäume in Reih und Glied auf ihre wesentliche Bestimmung, die ihnen nicht von der Natur, sondern von der Kultur der Menschen vorgegeben ist.
Latschenkiefer, 2016, Aquarell auf Papier, 114 × 280 cm
Detail Latschenkiefer, 2016, Aquarell auf Papier, 114 × 280 cm
Detail Latschenkiefer, 2016, Aquarell auf Papier, 114 × 280 cm
Schwarz ist die Nacht nie
Wenn nur noch bliebe, die Natur zu archivieren
Ein Gespräch zwischen Gabriela Oberkofler und Werner Meyer
Werner Meyer: Das Zentrum der Ausstellung Schwarz ist die Nacht nie in der Kunsthalle Göppingen ist die Installation Weihnachtsbaumarchiv, (vgl. S. 8 – 10, 14, 17) ein partizipatorisches Bild, das von dem alljährlichen Schicksal der Weihnachtsbäume handelt. Circa 60 Bäume, alle in Zimmergröße geschnitten, stehen dicht gedrängt in einem Holzgestell. Meist handelt es sich um die handelsüblichen Nordtannen, auch andere Tannenbäume sind darunter. Vereinzelt finden sich noch Spuren von dem Schmuck, mit dem die Weihnachtsbäume glanzvoll das Zentrum der familiären Feierlichkeiten und Rituale um Jesu Geburt bildeten. Jetzt sind sie anonym, verlieren ihre Nadeln und lassen ihre Vergänglichkeit spüren. In dieser Anordnung wird deutlich, dass diese Bäume, die noch vor kurzem mit so viel Liebe, Sorgfalt und Feierlichkeit ausgewählt waren, für eines der wichtigsten Feste der Christenheit das symbolische Zentrum zu sein, ausgedient haben. Andererseits sind diese wenigen exemplarischen Tannenbäume vorläufig „gerettet“ vor der üblichen sang- und klanglosen Entsorgung und haben die Chance, ihr Leben und ihre eigentlich besondere Geschichte anders zu beenden.
Gabriela Oberkofler: Ja, ich habe sie „gerettet“ vor der Bedeutungslosigkeit, auch wenn ich den Prozess des Naturverbrauchs nicht rückgängig machen kann. Dieses melancholische Bild der manchmal riesigen Haufen ausgedienter Weihnachtsbäume, das sich mir jedes Jahr nach dem 6. Januar, nach Epiphanias, dem Fest der Ankunft der drei Weisen aus dem Morgenland, zeigt, ist ausschlaggebend für meine Installation. Die entsorgten Weihnachtsbäume, die an diesen kalten, grauen Wintertagen am Straßenrand landen, denen man schon von Weitem ansieht, dass sie ihre Glanzzeit hinter sich haben, wurden von mir mit einem Lastwagen abgeholt und in der Kunsthalle Göppingen wieder aufgestellt. Dank des Holzgerüstes, das mir als Fassung dient, wurden die Bäume wieder zu einem Wald, eigentlich zu einem Bild, das an die geordnete und effiziente landwirtschaftliche Aufforstung erinnert, dieses Warten der Bäume in Reih und Glied auf ihre wesentliche Bestimmung, die ihnen nicht von der Natur, sondern von der Kultur der Menschen vorgegeben ist.
Latschenkiefer, 2016, Aquarell auf Papier, 114 × 280 cm
Detail Latschenkiefer, 2016, Aquarell auf Papier, 114 × 280 cm
Detail Latschenkiefer, 2016, Aquarell auf Papier, 114 × 280 cm